SFC 2017 - Eine runde Sache

Die 18. Sachs-Franken-Classic war erneut eine runde Sache. Zum einen schickte Rallyeleiter Karlheinz Schott die 175 Teams an drei Tagen auf drei Runden durch Unterfranken und Thüringen, zum anderen konnten sich die Fahrer auf mehreren Rundkursen austoben. Wie an den 17 vorangegangenen Ausgaben dieser Oldtimerrallye genossen die Teilnehmer eine Art Rundum-sorglos-Paket. Ab dem Eintreffen am Freitag vor Pfingsten im Rallyebüro in Bad Kissingen kümmerte sich das blaugekleidete Orga-Team bis zur Verabschiedung am Sonntagabend nach der Festgala mit Siegerehrung um die Teilnehmer, von denen ganz offensichtlich jeder einzelne wie ein Ehrengast empfangen und behandelt wurde. Über die bis ins letzte Detail durchorganisierten Abläufe der Veranstaltung hinaus versuchte das charmante Orga-Team auch sehr individuelle Sonderwünsche zu erfüllen – Dienst am Kunden also, eine runde Sache!

Als Teil fürs Ganze mag eine Stimme gelten, die sich im Nachspiel im Gästebuch vorfand: „Liebes Franken-Classic-Team, auf diesem Wege wollte ich mich noch einmal für die hervorragende Organisation, die herrlichen Strecken und die familiäre und trotzdem professionelle Atmosphäre bei dieser wunderbaren Rundfahrt bedanken. Der herzliche und freundliche Umgang in ihrem Team schlägt voll auf die Teilnehmer durch …“

Derartiges Lob führte bereits in den Vorjahren nicht zu einem zufriedenen Zurücklehnen des Orga-Teams, sondern bildete den Ansporn zur weiteren Evolution der sportlichen, gesellschaftlichen und logistischen Abläufe. An den Fingern einer Hand dürften sich in Deutschland derartige, perfekte, quasi All-inclusive-Veranstaltungen im Oldtimersport im Jahreslauf abzählen lassen. Worin mag das Geheimnis einer solchermaßen reifen Rallye bestehen? Sicherlich ist ein wesentlicher Faktor die Einstellung der Mitarbeiter, die sich als souveräne Dienstleister sehen. Ein zweiter Faktor leitet sich aus der Erfahrung ab, die in Zeiten zurückreicht, als man in den 70er und 80er Jahren noch schnelle Rallyes organisierte, die auch zur deutschen Rallyemeisterschaft zählten. Jener Sportsgeist durchweht heute noch diese Nachfolgerrallye, der man im gesponsorten Namen ein „Classic“ angehängt hat. Es war im Jahr 1999, als sich ein Häufchen einst aktiver Rallyefahrer aufraffte und beschloss, ab dem Jahr 2000 die Franken-Rallye wieder aufleben zu lassen – nur halt nicht mehr mit Bestzeitprüfungen, sondern mit den im Oldtimersport üblichen Lichtschranken- und Schlauchmessungen. Statt bedingungsloser Schnelligkeit mit allen dazugehörenden Gefahrenmomenten schwenkten die Organisatoren auf die andere Methode der typischen Oldtimerwertung um, die eine moderate Fahrweise und die Präzision auf den letzten Dezimetern erfordert.

An mehr als 60 Messstellen mussten die Teams bei der heurigen Ausgabe der Sachs-Franken-Classic ihre Koordination und Präzision beweisen. Es gab Sprintprüfungen von 20 Metern Länge und Wertungsprüfungen, deren Ziele kilometerweit entfernt standen, und da waren die Rundkurse in Ortschaften, die insbesondere bei den Zuschauern ausgesprochen beliebt sind, weil die Autos mehrmals bei ihnen vorbeikommen.

Geheimnis? Ein teils naturgegebener Erfolgsfaktor der Sachs-Franken-Classic ist ohne Zweifel die unterfränkische Landschaft, die mit ebenen Agrarflächen, steilen Weinbergen, reizvollen Flusstälern, Mischwäldern, den Naturparks Spessart, Rhön und Steigerwald und immer wieder freiem Blick eine magnetische Faszination verströmt. Die Kunst des Ausrichters besteht darin, diese Landschaft passgenau zu interpretieren und geschwungene Nebenstraßen, Kurven, Kehren, Bergpassagen, Walddurchquerungen und Aussichten über die Kulturlandschaft derart zu kombinieren, dass sich Freude am Cruisen, Rollen und Gleiten in Spannung abwechseln mit Bremsen, Schalten und Lenken, wenn Höhenunterschiede dies erfordern oder gar eine der 27 Wertungsprüfungen aufwartet. Dazu noch die historischen Städte und Marktflecken mit mittelalterlichem Fachwerk und barocken Schlössern!

Hochgelobt war der samstägliche, nördlichste Punkt der 240-km-Schleife in Meiningen. Im Kontrast zu den ansonsten eher im Schlemmerbereich dargebotenen Mittags-, Zwischendurch- und Abendessen wartete hier im ehrwürdigen Bahnbetriebswerk eine rustikale Brotzeit auf die Teams. Einen Duft nach Öl, Teer und Metall verströmte eine 52er-Dampflok der Reichsbahn, ein Oldtimer aus dem Jahr 1943, der respekt-, ja beinahe furchteinflößend die Einfahrt in die graue Werkshalle bewachte, ein Ungetüm aus einer noch hauptsächlich mechanischen Zeit, als Räder, Antrieb und Schmiernippel noch zugänglich waren – den zwei Dutzend Vorkriegsautos der Rallye durchaus wesensverwandt.

Einen ungebrochenen Reiz setzt weiterhin die edle Kurstadt Bad Kissingen. Mit einer Historie, in der Grafen, Könige und Zaren eine Rolle spielen, passt sie genial zur Nostalgie rund um die Oldtimer und umgekehrt. Von der ersten Ausgabe an unterstützten Stadt und Staatsbad die Anliegen der Veranstalter. Auch viele der Stamm-Teilnehmer empfinden die Bäderstadt an der Saale als Heimat der Franken-Classic. Schön, wenn Partner sich treu bleiben – ein gutes Vorzeichen für 2018 mit der 19. Auflage!

Rainer Greubel